Abd-ru-shin

Abdruschin - Abdrushin - Oskar Ernst Bernhardt

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de:nachklange:1934:es_werde_licht

Es werde Licht!

Es werde Licht! Wie weit entfernt noch ist der Mensch von dem Erfassen dieses großen Schöpfungswortes! Entfernt sogar noch von dem rechten Wollen zum Verstehenlernen dieses Vorganges. Und doch beschäftigt er sich immer wieder damit seit Jahrtausenden. Aber nach seiner Art. Nicht in der Demut will er einen Funken der Erkenntnis aus der Wahrheit nehmen, rein empfangen, sondern nur verstandesmäßig alles selbst erklügeln.

Jeden Satz, den er sich dabei aufstellt, will er unbedingt begründen können nach der Art und Notwendigkeit seines irdischen Gehirns. Das ist ganz richtig für die Erdendinge und für alles, was zur Grobstofflichkeit zählt, wozu ja das Gehirn gehört, dem der Verstand entsproßt; denn der Verstand ist weiter nichts als das grobstoffliche Erfassen. Deshalb sind auch die Menschen, welche sich nur dem Verstande unterordnen, und die nur als berechtigt und als richtig angesehen haben wollen, was verstandesmäßig unbedingt begründet werden kann, alle sehr eng begrenzt und an die Grobstofflichkeit unlösbar gebunden. Sie sind damit aber auch von dem wahren Wissen und vom Wissen überhaupt am weitesten entfernt, trotzdem gerade sie sich wissend dünken!

In dieser Ärmlichkeit steht heute die gesamte Wissenschaft vor uns, wenn wir sie recht betrachten. Sich selbst einengend, krampfhaft niederhaltend und ängstlich alles ablehnend, was sie nicht auch in ihre engen Grenzen des so erdgebundenen Verstehens zwängen kann. Wirklich mit Angst ablehnend, weil diese Gelehrten trotz der Starrheit ja nicht leugnen können, daß es mehr gibt als nur das, was sie in dem grobstofflichen Gehirnregister zu ordnen vermögen, was also damit auch noch unbedingt zur grobstofflichen Ebene gehört, den äußersten Ausläufern am untersten Ende dieser großen Schöpfung!

In ihrer Ängstlichkeit werden manche davon boshaft und sogar gefährlich allen gegenüber, die sich nicht in diese Starrheit hüllen lassen wollen, sondern mehr erwarten von dem Menschengeiste und aus diesem Grunde nicht nur mit dem erdgebundenen Verstande, sondern mit dem Geiste forschen über grobstoffliche Vorgänge hinaus, so, wie es eines noch gesunden Menschengeistes würdig ist, und wie es seine Pflicht in dieser Schöpfung bleibt.

Verstandesmenschen wollen wache Geister unterdrücken um jeden Preis. So war es durch Jahrtausende. Und das sich vorwiegend durch die Verstandesmenschen immer schneller ausbreitende Dunkel als die Folge solcher grobstofflichen Einengung bildete mit der Zeit den Boden zu der Möglichkeit irdischer Machtentfaltung des Verstandes.

Was nicht verstandesmäßig begründet werden konnte, wurde angefeindet, wenn irgend möglich lächerlich gemacht, damit es keinen Eingang fand und die Verstandesmenschen nicht beunruhigen konnte.

Vorbeugend suchte man als Weisheit zu verbreiten, daß alles nur zu einer unhaltbaren Theorie gehört, was nicht mit dem Verstand ergründet und bewiesen werden kann!

Der also aufgestellte Grundsatz der Verstandesmenschen ist ihr Stolz, auch ihre Waffe und ihr Schild gewesen durch Jahrtausende, sogar ihr Thron, der nun zum Stürzen kommen muß schon bei dem Anfange des geistigen Erwachens! Das geistige Erwachen zeigt, daß dieser Grundsatz vollkommen verkehrt gewesen ist und umgedreht wurde mit einer grenzenlosen Unverfrorenheit, nur um die erdgebundene Beschränktheit damit zu beschützen, den Menschengeist in untätigem Schlafe zu erhalten.

Niemand sah, daß gerade in dieser Begründung gleichzeitig auch der Beweis geliefert wurde, wie weit entfernt Verstandesarbeit von dem wahren Wissen liegen muß.

Zerbrecht die enge Grenze, welche Euch aus Klugheit nur gezogen wurde, damit Ihr nicht hinauszuwachsen fähig werdet über die sich aufblasende Erdgelehrsamkeit des menschlichen Verstandes! Ihr werdet schnell empfinden lernen, daß gerade alles das, was sich verstandesmäßig begründen läßt, zur Theorie gehört; denn nur die irdisch aufgebaute Theorie läßt sich als Bau begründen, wahres Wissen nie!

Es ist also auch hier gerade umgekehrt, als es bisher behauptet wurde. Auch hierin muß nun alles neu werden, wie es der Herr verheißen hat den Menschen! —

Was sich mit dem Verstand begründen läßt, ist alles Erdentheorie, sonst nichts! Und darauf stützt sich die Gelehrsamkeit von heute, so zeigt sie sich vor uns. Das hat aber mit Wissenschaft, also mit wahrem Wissen nichts zu tun! Es gibt Gelehrte, die nach den Schöpfungsurgesetzen, also nach der Wirklichkeit, zu den Beschränktesten unter den Menschengeistern zählen, auch wenn sie einen großen Erdenruf besitzen und von den Menschen hochgeachtet werden. Sie spielen in der Schöpfung selbst nur eine lächerliche Rolle. Aber für die Menschengeister dieser Erde kann so mancher davon recht gefährlich werden, da er sie falsche, enge Wege führt, auf denen der Geist niemals fähig ist, sich zu entfalten. Er hält sie nieder, sucht sie einzuzwängen in die eigene Gelehrsamkeit, welche im Grunde nur mit Tand umhüllte Erdbeschränktheit des Verstandes ist.

Erwacht und dehnt Euch aus, schafft Raum zum Höhenflug, Ihr Menschengeister, die Ihr nicht dazu geschaffen seid, nur in der Grobstofflichkeit zu verweilen, welche Ihr nützen sollt, doch nicht als Heimat zu betrachten habt.

In der heute so verkehrten Zeit ist mancher Landarbeiter geistig aufgeweckter und damit auch in der Schöpfung wertvoller als ein Gelehrter, bei welchem die reine Empfindung vollständig verloren ging. Es hat schon einen tiefen Sinn, wenn man von trockener Verstandesarbeit spricht, oder von trockener Gelehrsamkeit. Wie oft trifft der einfachste Mensch mit einem Ausdruck der Empfindung unbeirrt das Rechte. Der Ausdruck „trocken“ sagt hier „unlebendig“, also tot! Es ist kein Leben dabei. Und der Ausspruch trägt Wahrheit in sich.

Aus diesem Grunde wird der Mensch mit dem Verstande nie den hohen Begriff des Heiligen Wortes: „Es werde Licht!“ aufnehmen können. Trotzdem oder gerade vielleicht deshalb läßt ihm das „Es werde“ in dem Denken keine Ruhe! Immer und immer wieder versucht er, sich ein Bild davon zu schaffen, um dadurch auf das Wie zu kommen. Weiß er aber von dem Wie, so schließt sich ihm schnell folgend auch die Frage auf: Warum?

Er will zuletzt auch noch erfahren, warum Gott überhaupt die Schöpfung erstehen ließ! So ist der Mensch in seiner Art. Er möchte aber alles selbst ergründen. Ergründen jedoch kann er es nie! Denn zum Ergründen müßte er die Tätigkeit seines eigenen Geistes verwenden. Dieser aber könnte dafür bei der jetzt herrschenden, ausdrücklichen Verstandesarbeit gar nicht zur Tätigkeit kommen, da er dadurch zu arg eingeengt und gebunden ist an das nur Grobstoffliche, während der Schöpfungsbeginn ja so unendlich weit über dem Grobstofflichen liegt, als völlig anderer Art zugehörend.

Der Mensch in seiner heutigen Verfassung hätte deshalb sowieso nicht einmal Aussicht auf nur ein Ahnen davon, auch wenn er in sich dafür befähigt wäre. Aber das ist er ebenfalls nicht. Der Menschengeist kann Vorgänge in solcher Höhe überhaupt nicht ergründen, weil sie weit über dem Punkte liegen, wo der Menschengeist etwas „wissen“ kann, also etwas bewußt aufzunehmen fähig ist!

Von Ergründenwollen kann also dabei nie die Rede sein. Deshalb hat es auch keinen Zweck, daß sich der Mensch damit befassen will. Er kann es lediglich bildhaft empfangen, sobald er in wahrer Demut ein Davon-Wissen aufzunehmen gewillt ist. „Davon-Wissen“ ist natürlich nicht das Wissen selbst, das er nie erhalten kann.

Will er also in ernstem, aber demütigem Verlangen etwas davon erfahren, so mag er es sich bildhaft vorstellen. Ich will ihm den Vorgang schildern, so, wie er ihn aufzunehmen fähig ist. In seiner ganzen Größe ihn vor dem Menschengeiste aufzurollen, auch nur bildhaft auferstehen zu lassen, dazu reichen die Ausdrucksweisen nicht aus, die zu verstehen dem Menschengeiste gegeben sind. —

Ich erklärte bereits in meinem Vortrage „Das Leben“, wie auf den Willensakt Gottes hin, der in die Worte „Es werde Licht!“ gelegt ist, die Strahlen über die Grenze des Göttlichen hinausschossen und dann abwärts immer weiter abkühlend sich auswirken mußten, wodurch bei der in Abkühlung immer mehr nachlassenden Spannkraft oder dem Drucke nach und nach verschiedene Wesenheiten zum Eigenbewußtsein kommen konnten, zuerst in der Empfindung, dann auch nach und nach sich stärkend in der Betätigung nach außen hin. Ich sage aber besser, daß nicht in der Abkühlung der Druck sich verringert, sondern die Abkühlung durch und in dem nachlassenden Drucke erfolgt.

Daß jeder einzelne Vorgang dabei, jede geringste Veränderung in der Abkühlung nun ungeheuere Weiten und Entfernungen umspannt, die dem Menschengeiste wiederum nicht verständlich und begreifbar werden können, brauche ich hierbei nicht besonders zu sagen.

Ich begnügte mich bei dem damaligen Vortrage, einfach zu sagen, daß die Strahlungen durch den Willensakt über die Grenze des Göttlichen gedrängt wurden. Über den Willensakt selbst sprach ich dabei nicht näher.

Heute will ich damit weitergehen und erklären, warum dabei die Strahlungen über die Grenze der göttlichen Region schießen mußten; denn es geschieht in der Schöpfungsentwickelung ja alles nur, weil es anders nicht sein kann, also unbedingt gesetzmäßig. —

Der Heilige Gral war von Ewigkeit her der Endpol der unmittelbaren Ausstrahlung Gottes. Ein Gefäß, in dem sich die Strahlung als im letzten, äußersten Punkte sammelte, um zurückflutend immer wieder neu zu werden. Um ihn, die Tore nach außen hin fest geschlossen, stand die göttliche Gralsburg, so daß nichts mehr hindurchzudrängen vermochte und eine weitere Abkühlungsmöglichkeit nicht gegeben war. Betreut und bewacht wurde alles von den „Ältesten“, das heißt ewig Unveränderlichen, die an der äußersten Grenze in der göttlichen Strahlungsregion ein Daseinsbewußtsein führen können. —

Nun muß der Mensch zuerst bedenken, daß in dem Göttlichen Wille und Tat stets eins sind, wenn er mir in meiner Schilderung richtig folgen will. Jedem Worte folgt sofort die Tat, oder genauer, jedes Wort an sich ist bereits die Tat selbst, weil das göttliche Wort schöpferische Kraft besitzt, also zur Tat unmittelbar sich formt. So auch bei dem großen Worte: „Es werde Licht!“

Licht ist nur Gott selbst! Und seine natürliche Ausstrahlung ergibt den für Menschensinn unermeßlichen Kreis der göttlichen Region, dessen äußerste Verankerung die Gralsburg ist und war von Ewigkeit an. Wenn Gott nun wollte, daß über die Grenze der unmittelbaren göttlichen Ausstrahlung hinaus auch Licht werden sollte, so konnte es sich dabei nicht um eine willkürliche einfache Strahlenausdehnung handeln, sondern es mußte Licht an den äußersten Punkt der unmittelbaren Strahlengrenze göttlicher Vollkommenheit gestellt werden, um von dort aus das bisher Unerleuchtete zu durchstrahlen.

Gott sprach also nicht nur die Worte „Es werde Licht!“ nach menschlichen Begriffen aus, sondern es war gleichzeitig ein Vorgang der Tat! Es war das große Geschehen des aus dem Göttlichen Hinausgesendet- oder Hinausgeborenwerdens eines Teiles von Imanuel! Das Hinausstellen eines Lichtteiles vom Urlichte, damit es außerhalb der unmittelbaren Gottesstrahlung selbsttätig leuchte und erhelle. Der Beginn des großen Schöpfungswerdens war nichts anderes als die gleichzeitig einsetzende Folge der Aussendung Imanuels.

Imanuel ist also Ursache und Ausgangspol der Schöpfung durch sein Ausgesendetwerden aus dem lebenden Lichte selbst. Er ist der Gotteswille, der das Wort „Es werde Licht!“ lebendig in sich trägt, der es selbst ist. Der Gotteswille, das lebende Kreuz der Schöpfung, um das die Schöpfung sich gestalten konnte, mußte. Deshalb ist er auch die Wahrheit, sowie das Gesetz der Schöpfung, die durch ihn, aus ihm sich bilden durfte!

Er ist die Brücke aus dem Göttlichen heraus, der Weg zur Wahrheit und zum Leben, die schöpferische Quelle und die Kraft, die aus Gott kommt. —

Es ist ein neues Bild, das sich der Menschheit da entrollt, und das doch nichts verschiebt, sondern Verschobenes in den menschlichen Anschauungen nur gerade richtet.

Nun bleibt Euch noch die Frage über das „Warum“! Warum hat Gott die Aussendung Imanuels getan! Wenn dies vom Menschengeiste auch eine recht sonderbare Frage ist, ja anmaßend, so will ich sie Euch doch erklären, weil so viele Erdenmenschen sich als Opfer dieser Schöpfung fühlen in der Einbildung, daß Gott sie fehlerhaft geschaffen habe, wenn sie Fehler machen können. Die Anmaßung geht darin sogar so weit, daß sie einen Vorwurf daraus machen mit der eigenen Entschuldigung, daß Gott den Menschen ja nur hätte so zu schaffen brauchen, daß er niemals Unrecht denken und auch handeln könne, damit wäre auch der Sturz des Menschen unterblieben. Aber allein die freie Entschlußfähigkeit des Menschengeistes hat dessen Niedergang und Sturz herbeigeführt! Hätte er dabei die Gesetze in der Schöpfung stets beachtet und befolgt, so konnte es für ihn nur Aufstieg, Glück und Frieden geben; denn so wollen es diese Gesetze. Bei Nichtachtung natürlich stößt er sich daran, strauchelt und stürzt. —

Im Kreise göttlicher Vollkommenheit kann nur das Göttliche allein die Freuden des bewußten Seins genießen, die die Gottausstrahlung spendet. Es ist das Reinste von dem Reinen in der Ausstrahlung, welches sich formen kann, wie zum Beispiel Erzengel, in weiterer Entfernung an dem äußersten Ende des Ausstrahlungsbereiches dann auch die Ältesten, welche gleichzeitig die Hüter des Grales in der Gralsburg innerhalb des Göttlichen sind.

Damit wird das Kraftvollste und Stärkste aus der Ausstrahlung gezogen! Vom Übrigbleibenden bilden sich dann im Göttlichen Tierformen, Landschaften und Bauten. Damit verändert sich die Art der letzten Reste immer mehr, aber es unterliegt der höchsten Spannung in dem ungeheuren Drucke, den die Nähe Gottes mit sich bringt, trotzdem auch hier seine Entfernung für den Menschengeist noch unermeßlich und unfaßbar bleiben muß.

In diesen letzten Resten nun, welche als Ausläufer und ausgesogene Überreste der Strahlungen im Göttlichen nicht mehr formungsfähig sind und an dessen äußersten Grenzen nur wie lichte Wölkchen ziehen und wogen, ist auch das Geistige enthalten. Es kann sich unter dem Hochdrucke nicht entfalten und nicht zur Besinnung kommen. Der starke Drang dazu aber liegt in allem Geistigen, und dieser Drang ist es, welcher wie eine große Bitte aufsteigt aus dem andauernden Wogen, welches an der Grenze nicht zum Weben und zum Formen kommen kann.

Und diese Bitte in dem unbewußten Drange wieder war es, der Gott in seiner großen Liebe nachgab, die er zur Erfüllung werden ließ; denn außerhalb der Grenzen alles Göttlichen konnte das Geistige sich seinem Drange folgend erst entfalten, um zum Teil bewußt die Segnungen göttlicher Ausstrahlungen zu genießen, in ihnen freudevoll zu leben, aufbauend sich selbst ein Reich zu schaffen, das blühend und in Harmonie ein Denkmal werden kann zur Ehre Gottes, als Dank für dessen Güte, da er allem Geistigen Gelegenheit bewilligte zur freiesten Entfaltung und damit zur Formung aller Wünsche!

Nach Art und den Gesetzen der Gottausstrahlungen mußte allen sich daraus bewußt Werdenden nur Glück und Freude erstehen. Es konnte gar nicht anders sein, da dem Lichte selbst ein Dunkel völlig fremd und unverständlich ist.

So war die große Tat ein Liebesopfer Gottes, der einen Teil Imanuels abtrennte und hinaussandte, nur um dem andauernd bittenden Drange des Geistigen ein bewußtes Genießen des Seins zu gewähren.

Um so weit zu kommen, mußte das Geistige die Grenzen der göttlichen Zone nach außen hin überschreiten. Zu einem solchen Geschehen aber konnte nur ein Teil des lebenden Lichtes den Weg öffnen, weil die Anziehung des Urlichtes so stark ist, daß alles andere an der unmittelbaren Strahlungsgrenze festgehalten wurde und nicht weiter konnte.

Zur Gewährung der Erfüllung des Dranges alles Geistigen gab es also nur eine Möglichkeit: Aussendung eines Teiles aus dem Lichte selbst! Nur in dessen Kraft konnte das Geistige, den Weg der Strahlung des Lichtteiles als Brücke benützend, die Grenze zum Selbstbewußtwerden überschreiten.

Doch auch damit war noch nicht genug getan, da auch dieser kleine Teil des Lichtes selbst vom Urlichte zurückgezogen werden würde nach dem Gesetz. Deshalb mußte der Lichtteil außerhalb der Grenzen der göttlichen Zone noch verankert werden, sonst wäre das dort befindliche Geistige so gut wie verloren gewesen.

Hatte das Geistige einmal die Grenze der unmittelbaren Gottesstrahlung überschritten, was nur mit Hilfe eines Lichtteiles geschehen konnte, so war es in der durch die dann immer größer werdende Entfernung eintretenden Abkühlung und in dem darin zum Teil Bewußtwerden nicht mehr dieser ursprünglichen Anziehungskraft unterworfen, weil in der Abkühlung eine andere Art entstand und damit eine trennende Kluft. Allein der Lichtteil als gleichartig mit dem Urlichte blieb mit diesem immer verbunden und auch dessen Anziehungsgesetz unmittelbar unterworfen.

So wäre die unausbleibliche Folge gewesen, daß dieser ausgesandte Lichtteil wiederum zu dem Urlichte zurückgezogen wurde, was eine dauernde Wiederholung der Aussendung und damit jeweilige Unterbrechungen des Gnadenaktes nach sich ziehen mußte. Das sollte verhindert werden, weil bei einem Zurückgehen des Lichtteiles über die Grenze in die göttliche Region zum Urlichte das Geistige außerhalb der Grenze sofort sich selbst überlassen gewesen und damit haltlos geworden wäre, ohne Kraftzufuhr auch nicht lebensfähig bleiben konnte. Es hätte dies den Untergang für alles Außenseiende bedeutet.

Aus diesem Grunde nun verband das Urlicht, Gott, den von ihm ausgesandten Teil aus Imanuel mit einem Teil des reinsten Auszuges aus allem Geistigen, womit eine Verankerung des Lichtteiles mit allem außerhalb der Grenze Befindlichen erfolgte. Es war dies ein Liebesopfer Gottes um des Geistigen willen, das damit zum Bewußtwerden kommen und darin verbleiben konnte.

Das Geistige und alles, was aus ihm erstand, hatte damit außerhalb der Grenze des Göttlichen einen Halt gefunden und einen ewigen Lebensquell, aus dem es sich andauernd fortentwickeln konnte. Gleichzeitig war die Brücke, einer heruntergelassenen Zugbrücke ähnlich, aus dem Göttlichen heraus damit geschlagen, so daß das Geistige sich dauernd erneuern und ausbreiten konnte.

So wurde Imanuel als „Es werde Licht“ für die Schöpfung der Ausgangspunkt und andauernde Lebensstrom, der Kern, um den sich alle Schöpfung formen konnte.

Zuerst der reingeistigen Region als Grundschöpfung, zu der Imanuel unmittelbar die Brücke bildete. Damit wurde er zu dem ausgeborenen Sohne Gottes, in dessen Ausstrahlung die reingeistige Welt zum Sichbewußtwerden erstehen konnte. Also der Sohn, in dessen Strahlung die Menschheit der Urschöpfung sich entwickelte, woraus der Beiname „Der Menschensohn“ den Ursprung hat. Der Sohn, der in Vertretung Gottes unmittelbar über den Menschengeistern steht, da diese erst durch ihn sich zum Bewußtwerden entwickeln konnten.

Bei dem Mysterium der Abtrennung und Aussendung eines Teiles aus Imanuel blieb dieser in der Gralsburg der göttlichen Region, aus dem Gesetz heraus, seiner Herkunft entsprechend als König des Heiligen Grales, öffnete das Tor nach außen und bildete damit die Brücke zu dem Durchgang für das Geistige. Er war persönlich nicht mit außerhalb der Grenze. Nur seine Strahlungen gingen von dieser Grenze aus hinaus in den bis dahin noch lichtleeren Raum.

Durch das Verbundenwerden mit Reingeistigem dann später, zur Zeit, da dieses sich bewußt geworden war, erstand in dem Reingeistigen selbst Parzival, als aus Imanuel kommend durch ein Band, genauer noch gesagt, durch eine unreißbare Strahlung immer mit Imanuel verbunden seiend. In solcher Art kann sich der Mensch dieses Verbundensein vorstellen. Es sind zwei und doch im Wirken eins! Imanuel im göttlichen Teile der Gralsburg an der äußersten Grenze der göttlichen Region, noch innerhalb dieser stehend und nur die Brücke bildend, die zum Reingeistigen durch ihn, ja in ihm selbst offen gehalten bleibt, und Parzival im reingeistigen Teile der Gralsburg, das mit Bewußtwerden des Geistigen und dem damit verbundenen Sichformen aller Landschaften und Bauten erstand. Beide Personen untrennbar verbunden und als eine Person wirkend, damit auch eins seiend!

So kam es, daß der Mensch sich Parzival, den Teil Imanuels im Reingeistigen, als Kind geboren und heranwachsend denken darf und muß, weil dieser Teil zur Schöpfung gehört, bei der die Form der göttlichen Gesetze bereits in der ersten Abkühlung eine Veränderung erfuhr, die Kindes- und Entwickelungszeit bedingt, wenn auch in anderem Sinne wie hier. Die Geburt selbst ist dort oben ebenso anderer Art als in der Grobstofflichkeit hier auf Erden, wo unterdessen durch den Gang der verschiedenen abwärtsführenden Regionen die Formen der Gesetze in den weiteren Abkühlungen und dem dabei sich immer wiederholenden Zurückbleiben bestimmter Arten auch immer weitere Veränderungen erfahren.

Parzival ist durch ein Strahlungsband mit Imanuel verbunden, gleichzeitig auch durch ein Strahlungsband mit Elisabeth, der Königin der Weiblichkeit im Göttlichen als Mutter, und bildet so durch die Strahlungsverbindung die dauernde Verankerung.

Die Nachschöpfung nun konnte aus dem Wirken der reingeistigen Menschen, der Urgeschaffenen, erstehen. Der Vorgang ist niedersteigend immer eine dauernde, wenn auch geschwächtere Wiederholung der Urschöpfung, die sich den entsprechenden Gesetzen folgend vollzieht, wobei sich mit jeweiliger Umformung der Gesetze natürlich auch die Art des Geschehens entsprechend verändert.

Für die Nachschöpfung war von Imanuel aus keine unmittelbare Verbindung mehr gegeben, da diese nur als Folgerung der Urschöpfung sich aus dem Wollen der reingeistigen Menschen entwickelte. Dem Vorgange lag aber ebenfalls nur die Liebe dem niedereren Geistigen gegenüber zu Grunde, welches in dem reingeistigen Reiche unbewußt bleibend den gleichen Drang zum Bewußtwerden entwickelte, wie vorher das Reingeistige in der göttlichen Region. Nur reichte die Kraft des Geistigen nicht dazu aus, in der Nachschöpfung unmittelbar und sofort bewußtseiend sich zu gestalten, wie dies das stärkere Reingeistige vermochte.

In der Nachschöpfung mußte sich der letzte Niederschlag des Geistigen unter dem Einfluß der reingeistigen Urgeschaffenen erst langsam entwickeln, da es nicht so inhaltsreich ist wie das Reingeistige.

Da nun die Nachschöpfung durch die langsam sich entwickelnden Menschengeister und deren Fall durch einseitig gezüchteten Verstand verdüstert wurde, mußte eingegriffen werden. Um alles von der Menschheit Gefehlte hilfreich wieder richtigzustellen, wurde Parzival mit der Grobstofflichkeit verbunden in Abdrushin. Abdrushin war also Parzival und deshalb auch Imanuel durch die weitergeführte unmittelbare Strahlungsverbindung, die durchzuführen große Vorbereitungen und Mühe kostete. Durch dessen Sein auf Erden konnte der Nachschöpfung wieder entsprechende Lichtkraft gegeben werden, zur Klärung, Stärkung und Hilfe allem Geistigen, und durch dieses weitergehend der ganzen Nachschöpfung.

Die Menschheit der Nachschöpfung aber stellte sich eigensinnig dagegen und nahm es nicht auf in ihrem Dünkel, weil sie sich um die Gesetze in der Schöpfung nicht kümmerte und ihre selbstaufgestellten Behauptungen dafür behalten wollte. Auch die Sendung des Gottessohnes achtete sie nicht, die ihr Hilfe bringen sollte vor dem Weltgericht.

Das Weltgericht selbst ist ein natürlicher Vorgang und die Folge der Herstellung einer geraden Linie mit dem Licht, was in der Wanderung Parzivals durch die Weltenteile vollzogen wurde.

Die Erde war für diesen Weg der Wendepunkt als äußerste Grenze in der Grobstofflichkeit, da sie durch die Geistesart weniger Menschen noch einen Ankergrund dazu bot und deshalb als letzter Planet mit gerettet werden kann, trotzdem sie bereits in das Reich des Dunkels gehört. Was darin noch tiefer als die Erde liegt, also noch mehr vom Dunkel umhüllt ist, wird der Zersetzung überlassen, der das ganze Dunkel verfallen muß mit allem, was es umklammert hält.

Die Erde ist also zur letzten Lichtfestung geworden auf lichtfeindlichem Boden. Deshalb ist hier nun auch der Endpunkt des Lichtes verankert. Je straffer sich von Tag zu Tag nun die unmittelbare Linie der Dreieinheit des Lichtwirkens spannt: Imanuel — Parzival — Abdrushin, desto fühlbarer und sichtbarer wird die Auswirkung der Kraft im göttlichen Willen, die Ordnung schafft und alles gewaltsam wieder gerade biegt, was die Menschheit verbogen hat, das heißt, soweit es sich noch biegen läßt. Was sich nicht biegen läßt, wird brechen müssen. Ein Mittelding läßt Kraft des Lichtes niemals zu.

In der geraden Spannung dieser Linie des Lichtes erst erbebt die Welt von der göttlichen Kraft, erkennt die Menschheit dann Imanuel in Abdrushin!

So ist der Werdegang in aller Einfachheit. Aus Liebe wurde allen Kreaturen deren Wunsch zum bewußten Erleben erfüllt, der in ihnen drängte! Aus Liebe zu denen aber, welche Glück und Frieden haben wollen in Einhaltung der natürlichen Gesetze dieser Schöpfung, wird nun alles auch vernichtet, was darin den Frieden stört, weil es sich des Sich-bewußt-sein-dürfens unwert zeigte. Darin liegt das mit Recht gefürchtete Weltengericht! Die große Weltenwende! Der Menschengeist hat keinerlei Berechtigung zur Frage über das „Warum“ der Schöpfung; denn es ist dies eine Forderung an Gott, welche er nicht zu stellen hat, weil er sich selbst verschloß in freiwilligem Sündenfalle aller Weisheit und der Möglichkeit der höheren Erkenntnisse!

Ich gab aber Erklärung, um den unsinnigen Einbildungen der Verstandesmenschen zu begegnen, damit sich Menschengeister, welche ehrlich nach der Wahrheit streben und bereit sind, sie in Demut aufzunehmen, nicht durch solchen frevelhaften, gotteslästerlichen Dünkel irreführen lassen in dem Augenblicke aller Endentscheidungen für Sein und Nichtsein einer jeden Kreatur! —

Dem wahrhaft Suchenden wird dies Davon-Wissen nun viel geben; denn Ihr alle könnt nicht anders als in dem Gesetze leben! Dem lebenden Gesetz!

Ob Ihr es aufzunehmen fähig seid, ist Eure Sache; denn ich kann Euch dabei auch nicht helfen. Die Menschheit fragte, bat, und ich habe geantwortet, in Dingen, die weit über dem Begreifenkönnen eines Menschengeistes liegen, die weltenferne von ihm sich erfüllen, rollend auf ehernen Bahnen göttlicher Gerechtigkeit und göttlicher Vollkommenheit. In Demut beuge sich der Mensch!

de:nachklange:1934:es_werde_licht
Last modified: 2020/10/20 21:30 - Marek Ištvánek