Abd-ru-shin

Abdruschin - Abdrushin - Oskar Ernst Bernhardt

User Tools

Site Tools


de:gralsbotschaft:1931:der_menschensohn

Der Menschensohn.

Seit dem Verbrechen an dem Gottessohne, dem Wahrheitsbringer Jesus von Nazareth, lastet es wie ein Fluch auf der Menschheit, daß sie gerade die für die Menschen bedeutendste Prophezeiung dieses größten aller Propheten nicht erkannte, und wie mit einer dichten Binde vor den Augen auch heute noch ahnungslos davorsteht. Die furchtbare Folge davon wird sein, daß ein großer Teil der Menschen an der einzigen Möglichkeit ihrer Rettung vor dem Verworfenwerden vorübertaumeln, der Vernichtung entgegen.

Es ist dies die Prophezeiung von dem Kommen des Menschensohnes, die der Gottessohn unter den steten Angriffen der Massen, die im Dunkel stehend naturgemäß den Wahrheitsbringer hassen mußten, gleichsam als Hoffnungsstern und doch auch wieder ernste Warnung gab. Dieselbe Woge irrender Gefühle und Gedanken, die den Gottessohn damals als solchen nicht erkennen ließ, verwirrte das Verständnis für die Wichtigkeit dieser Verkündung schon zur Zeit ihrer Entstehung. Der Menschengeist war zu verdunkelt, viel zu sehr von sich selber eingenommen, als daß er derart hohe Gottesbotschaften noch ungetrübt entgegennehmen konnte. Botschaften, die aus einer Höhe über seinem eigenen Entstehungskreise kamen, glitten ohne Eindruck an dem Ohr vorbei. Zu einem Verstehen hätte Glaube bewußter Überzeugung gehört, dessen damals auch die Anhänger nicht fähig waren. Der Boden blieb noch viel zu wild verwachsen, auf den die Worte des Erlösers fielen. Dazu drängten sich die gewaltigen Erlebnisse und seelischen Erschütterungen der Umgebung des Heilandes auf nur wenige Jahre zusammen, wodurch sich deshalb alles gefühlsmäßig so auf seine Person konzentrieren mußte, daß sein Sprechen von einer anderen Person in ferner Zukunft nicht als solches beachtet, sondern auch wieder mit ihm selbst verwoben wurde.

So blieb der Irrtum bis auf den heutigen Tag in der Anschauung der Menschen bestehen, da die Ungläubigen sich nicht um die Worte des Heilandes kümmerten, die Gläubigen jedoch jede ernste, kritisierende Prüfung der Überlieferungen gerade aus ihrer Gläubigkeit heraus gewaltsam unterdrückten, in der heiligen Scheu, diesen Worten des Heilandes nicht zu nahetreten zu dürfen. Sie übersahen aber dabei, daß es sich nicht um seine wirklichen ursprünglichen und eigenen Worte handelte, sondern lediglich um Überlieferungen, die lange nach seinem Erdenwallen niedergeschrieben wurden. Dadurch aber unterlagen sie auch naturgemäß den unbewußten Änderungen des menschlichen Verstandes und menschlicher, persönlicher Anschauung. Es liegt gewiß auch eine Größe in dieser ehrfürchtigen Aufrechterhaltung rein menschlicher Überlieferung, und deshalb soll auch kein Vorwurf darüber erhoben werden.

Das alles hindert aber nicht hemmende Folgen einer darin durch irrige Überlieferung entstandenen irrtümlichen Anschauung, da die Gesetze der Wechselwirkung auch in diesem Falle nicht umzustoßen sind. Auch wenn sie in der Auslösung für den Menschengeist nur als hemmende Gitter gegen das weitere Aufwärtssteigen sich auswirken, so bedeutet es doch ein verhängnisvolles Stehenbleiben und nicht Vorwärtskommen, solange das befreiende Wort der Klärung nicht in ihnen lebendig werden kann.

Derjenige, der an den Gottessohn und seine Worte glaubt und diese in sich lebendig gemacht hat, sie also in richtiger Auslegung in sich trägt, und darnach handelt, braucht selbstverständlich den verheißenen Menschensohn nicht abzuwarten, da dieser nichts anderes zu bringen hat als dasselbe, was der Gottessohn bereits gebracht hat. Aber Voraussetzung dabei ist, daß er die Worte des Gottessohnes wirklich verstanden hat, nicht hartnäckig an irrtümlichen Überlieferungen hängt. Hat er sich irgendwo an Irrtümer gebunden, dann wird er seinen Aufstieg nicht vollenden können, bis er Aufklärung erhält, die dem Menschensohne vorbehalten blieb, weil der begrenzte Menschengeist nicht allein fähig ist, sich loszulösen von den Schlinggewächsen, die jetzt die Wahrheit dicht umwuchern.

Jesus bezeichnete das Kommen des Menschensohnes als letzte Möglichkeit der Rettung und wies auch darauf hin, daß mit diesem das Gericht hereinbricht, daß also solche, die auch dann nicht wollen, oder anders ausgedrückt, durch ihre eigene Hartnäckigkeit oder Trägheit keine Aufklärung anzunehmen bereit sind, endgültig verworfen werden müssen. Daraus ist der Schluß zu ziehen, daß in weiterer Folge eine nochmalige Möglichkeit des Überlegens und Entscheidens nicht mehr eintritt. Es liegt auch unverkennbar die Ankündigung eines harten Zugreifens darin, welches das Ende eines langmütigen Wartens bringt. Das wiederum bezeugt kommenden Kampf des Lichtes gegen alles Dunkle, der mit gewaltsamer Vernichtung alles Dunkels enden muß.

Daß solches sich nach menschlichen Erwartungen, Wünschen und Begriffen abspielt, ist nicht anzunehmen; denn dagegen sprechen alle bisherigen Geschehnisse. Noch nie in dem Vorangegangenen hat sich der Menschensinn vorher eins gezeigt mit den Auswirkungen göttlichen Willens. Stets war die Wirklichkeit anders als die Vorstellungen der Menschen, und erst lange hinterdrein kam dann manchmal langsam die Erkenntnis des Geschehenen. Es wird auch diesmal keine Änderung darin zu hoffen sein, da der Menschen Sinn und ihre Anschauungen nichts gewonnen haben gegen früher, sondern im Gegenteil noch viel „realer“ wurden.

Der Menschensohn! Ein Schleier liegt noch über ihm und seiner Zeit. Wenn auch in manchem Geiste ein unklares Ahnen aufwacht, ein Sehnen nach dem Tage seines Kommens, so wird auch mancher Sehnende wahrscheinlich ahnungslos an ihm vorübergehen, ihn nicht kennen wollen, weil sein Erwarten ihm ein anderes Erfüllen vortäuschte. Der Mensch kann sich nun einmal nur sehr schwer in den Gedanken finden, daß Göttliches auf Erden äußerlich nicht anders sein kann als die Menschen selbst, gehorchend dem Gesetze Gottes. Er will das Göttliche durchaus nur überirdisch sehen, und hat sich doch leider schon so gekettet, daß er nicht fähig wäre, Überirdisches noch richtig zu erschauen, viel weniger es zu ertragen. Das ist aber auch gar nicht nötig!

Der Mensch, der in den natürlichen Gesetzen aller Schöpfung seines Gottes Willen sucht, wird ihn auch bald darin erkennen, und zuletzt wissen, daß ihm Göttliches nur in den Wegen dieser ehernen Gesetze kommen kann, nicht anders. Er wird als Folge davon wachsam werden und alles ihm darin Begegnende sorgfältig prüfen, aber nur im Hinblick auf die göttlichen Gesetze, nicht nach der Menschen Anschauung. So wird er auch zu rechter Stunde den erkennen, der ihm Befreiung in dem Worte bringt. Durch eigenes Prüfen des Gebrachten, nicht durch das Geschrei der Massen.

Ein jeder Denkende wird schon allein darauf gekommen sein, daß Gottessohn und Menschensohn nicht eins sein können! Der Unterschied ist in den Worten selbst ganz deutlich ausgedrückt.

Die reine Göttlichkeit des Gottessohnes trug während seiner Aussendung und Menschwerdung naturgemäß gerade durch das reine Göttliche auch die Bedingung des Wiedereinswerdens mit der Göttlichkeit in sich. Es ist aus der Natur der Sache heraus gar nicht anders möglich. Das bestätigen auch die Hinweise des Gottessohnes selbst auf seine „Wiedereinswerdung mit dem Vater“, der Ausspruch seines „Wiedereingehens zum Vater“. Demnach mußte des Gottessohnes Sendung als Mittler zwischen der Gottheit und der Schöpfung eine beschränkte Zeitdauer haben. Der Gottessohn, der als reingöttlich durch die Anziehungskraft der stärkeren Gleichart unbedingt wieder zurückgezogen werden muß zu dem göttlichen Ursprunge und nach dem Ablegen alles an ihm haftenden Außergöttlichen auch dort zu verbleiben gezwungen ist, konnte deshalb nicht ewiger Mittler bleiben zwischen der Gottheit und der Schöpfung mit der Menschheit. Somit wäre dann mit dem Wiedereingehen des Gottessohnes zum Vater eine neue Kluft entstanden, und der Mittler zwischen der reinen Göttlichkeit und der Schöpfung hätte wieder gefehlt. Der Gottessohn verkündete nun selbst der Menschheit das Kommen des Menschensohnes, der dann der ewige Mittler bleiben wird zwischen dem Göttlichen und der Schöpfung. Es liegt darin die gewaltige Liebe des Schöpfers zu seiner Schöpfung.

Der Unterschied des Menschensohnes zu dem Gottessohne liegt darin, daß der Menschensohn zwar aus dem Rein-Göttlichen geboren ist, aber gleichzeitig mit dem Bewußt-Geistigen verbunden wurde, so daß er wie mit einem Fuße in dem Göttlichen und mit dem anderen in dem höchsten Bewußt-Geistigen gleichzeitig steht. Er ist von jedem ein Teil und bildet so die unvergängliche Brücke zwischen dem Göttlichen und dem Gipfel der Schöpfung. Diese Verbindung aber bringt mit sich das Gebot des Getrenntbleibens von dem Rein-Göttlichen, das aber trotzdem das Eintreten in das Göttliche zuläßt, sogar bedingt.

Der geistige Zusatz zu dem Göttlichen verhindert nur eine Wiedereinswerdung, die sonst unausbleiblich wäre. Daß dies ein erneutes Liebesopfer des Schöpfers ist, und die Erfüllung einer Verheißung von derartiger Größe, wie nur Gott selbst sie geben und erfüllen kann, wird die Menschheit kaum jemals erfassen. Das ist der Unterschied zwischen dem Gottessohne und dem Menschensohne. Das gibt auch die Berechtigung zu der Bezeichnung Menschensohn; denn in ihm erfolgte eine Zwillingsgeburt, einmal als Sohn aus dem Göttlichen, und zum anderen Teil als Sohn aus dem Bewußt-Geistigen, dessen unbewußten Ausläufern der Keim des Menschengeistes entstammt.

Die Mission des Menschensohnes ist die Fortsetzung und Vollendung der Mission des Gottessohnes, da die Mission des Gottessohnes nur eine vorübergehende sein konnte. Sie ist also mit der Fortsetzung in der Vollendung gleichzeitig eine Befestigung derselben.

Während der Gottessohn unmittelbar in seine irdische Mission hineingeboren wurde, mußte der Lauf des Menschensohnes vor seiner Mission einen weit größeren Kreis durchmessen, bevor er in den Beginn seiner eigentlichen Mission treten konnte. Er mußte als Bedingung zur Erfüllung seiner im Verhältnis zum Gottessohne auch irdischeren Aufgabe, aus den höchsten Höhen kommend, auch die tiefsten Tiefen durchlaufen. Nicht nur jenseitig, sondern auch irdisch, um das ganze Weh, das ganze Leid der Menschen an sich selbst „erleben“ zu können. Erst dadurch ist er in der Lage, dann, wenn seine Stunde kommt, wirksam in die Mängel einzugreifen und hilfebringend Änderung zu schaffen. Aus diesem Grunde durfte er nicht neben dem Erleben der Menschheit stehen, sondern mußte durch eigenes Erleben auch der bitteren Seiten mitten darin sein, auch darunter leiden. Wiederum nur um der Menschen willen mußte diese seine Lehrzeit also vor sich gehen. Aber gerade dies, weil dem Menschengeiste in seiner Beschränkung derartig höhere Führung unverständlich bleibt, und er nur nach dem Äußeren zu urteilen fähig ist, wird man ihm zum Vorwurfe zu machen versuchen, um auch ihm wie Christus seiner Zeit seine Aufgabe zu erschweren. Gerade was er um der Menschen willen erleiden mußte, um die wundesten Punkte der Irrungen zu erkennen, was er also für das spätere Wohl der Menschen litt oder erlebend kennen lernte, wird man als Stein benutzen wollen, um ihn in aufsteigendem Hasse damit zu treffen, von dem in Furcht vor der Vernichtung erzitternden Dunkel dazu angefacht.

Daß so etwas Unglaubliches trotz der Erfahrungen bei dem Erdenwallen des Gottessohnes nochmals geschehen kann, ist nicht unerklärlich, weil in Wirklichkeit mehr als die Hälfte der zur Zeit auf Erden weilenden Menschen überhaupt nicht auf diese gehören, sondern in viel tieferen und dunkleren Gebieten reifen müßten! Nur durch den dauernden seelischen Rückgang in dem Überhandnehmen der Sklaven ihres eigenen Werkzeuges des begrenzten Verstandes liegt der Grund dazu. Der begrenzte Verstand als alleiniger Herrscher wird immer nur als reinirdisch alles Materielle fördern, und damit auch die sich anschließenden üblen Nebenwirkungen großziehen. Der damit folgende Niedergang höheren Begreifens bildete eine Bresche und reichte die Hand nach unten, an der Seelen zur Inkarnation heraufklimmen konnten, die sonst in ihrer geistigen Schwere durch dichtere Dunkelheit nie bis zur Erdoberfläche hätten heraufkommen können. Vor allem sind es auch die reintierischen Empfindungen bei Zeugungen, sowie das sonstige Streben nach irdischen Genüssen, die in der entsittlichten Zeit schon seit Jahrhunderten darauf hinwirken, daß sich minderwertige Seelen hinaufschwingen können. Dann umkreisen diese dauernd die werdenden Mütter und kommen bei Gelegenheit zur Inkarnation, weil vor dem Dunkel alles Lichte bisher freiwillig zurückwich, um nicht beschmutzt zu werden.

So konnte es nach und nach geschehen, daß die feinstoffliche Umgebung der Erde immer dichter und dunkler und damit auch schwerer wurde, von solcher Schwere, die sogar die grobstoffliche Erde selbst von einer Bahn fernhält, welche höheren geistigen Einflüssen zugänglicher wäre. Und da die Mehrzahl aller Inkarnierten eigentlich in Gebiete gehören, die viel tiefer liegen als die Erde selbst, so wird deshalb auch darin nur eine göttliche Gerechtigkeit liegen, wenn solche Seelen hinweggefegt werden, um dahin zurückzusinken, wohin sie eigentlich gehören, wo sie bei ihrer unbedingten Gleichart keine Gelegenheit mehr haben, sich noch neue Schuld aufzubürden, und dadurch besser einer aufsteigenden Änderung in dem Leiden ihrer Sphäre entgegenreifen.

Nicht Menschenwille wird den gottgesandten Menschensohn einst erwählen können, sondern Gotteskraft soll ihn emporheben zur Stunde, wenn die Menschheit hilflos wimmernd um Erlösung fleht. Dann werden Schmähungen verstummen, da das Grauen solche Münder schließt, und willig wird man alle Gaben nehmen, die der Schöpfer den Geschöpfen durch ihn bietet. Doch wer sie nicht von ihm empfangen will, der wird verstoßen sein in alle Ewigkeit.

de:gralsbotschaft:1931:der_menschensohn
Last modified: 2020/09/25 23:48 - Marek Ištvánek